Sonntag, 14. Mai 2017

Neue Zeiten mit der digitalen Spiegelreflexkamera

Inzwischen ist viel geschehen: Die digitale Fotografie hat den Film verdrängt und die Detektoren der Kameras sind bis ins nahe Infrarot hinein empfindlich, doch wird dieser Spektralbereich durch ein Filter ausgeblendet, damit die Bilder eher dem Anblick mit dem Auge entsprechen. Man muss also diesen Filter aus der Kamera entfernen oder entfernen lassen - einige Firmen haben sich darauf spezialisiert. Vor einigen Jahren hatte ich aus meiner alten Canon 300D das Infrarotfilter-Sperrfilter durch ein Klarglasfilter ersetzen lassen und viele interessante Experimente damit gemacht. Mit einem Clipfilter konnten dann auch die roten Wasserstoffwolken besser aufgenommen werden. Als problematisch erwies sich die Fokussierung, da die Kamera noch kein Live-View hatte. Zudem hatte die Kamera ein ziemlich starkes Rauschen, dass sie inzwischen durch eine neuere modifizierte Canon 700D ersetzt wurde.


Links die mit einem Klarglas für IR modifizierte Canon 700D, rechts eine unmodifizierte (Spiegel hochgeklappt und Verschluß offen) 700D

Eine Aufnahme des Gartens mit dem RG8- (Spektralbereich 600 - 1000 nm, von links), RG72- (720 - 1000 nm) und IR 850-Filter (850 - 1000 nm):


So sieht meine Arbeitsstätte im Nah-Infrarotlicht auf. Es fällt besonders auf, wie hell das Blattgrün erscheint: 


und hier mal ein Blick auf die Vulkanlandschaft Teneriffas:


Das Spektrum einer Natriumdampf-Hochdrucklampe zeigt neben der berühmten hellen breiten gelben Linie ("Salz im Bunsenbrenner") im Infraroten (rechts) noch eine helle (eigentlich zwei, die verschmelzen) Spektrallinie bei Wellenlängen von 818.3 und 819.5 nm:


Entsprechend sehen Straßenszenen im nahen Infrarot (unten) mit Natriumdampflampen (links) viel heller aus als solche, die mit gelben LED-Lampen ohne starken Infrarotanteilen (rechts) beleuchtet werden. Unten sind die Infrarotbilder, oben die optischen, links Natriumdampf-Hochdrucklampen, rechts gelbe (PC amber) LED in einer Stadt in Katalonien:



Astronomische Anwendungen

Und hier dann ein Blick in die Sterne auf das Sternbild Orion, links im sichtbaren Bereich, rechts im nahen IR-Bereich:



Um sie besser vergleichen können, sind die Bilder nur in Grautönen wiedergegeben. In dem Wellenlängenbereich (850 - 1000 nm) sind die Sternentstehungsgebiete etwa im Orionnebel nicht zu sehen. Es fallen aber mehrere Sterne auf, die auf dem Infrarotbild viel heller als im sichtbaren Bereich sind. Ein besonders heller Stern ist durch den Pfeil gekennzeichnet, es dürfte sich um den roten Stern V352 Ori stammen, der eine veränderliche helligkeit hat und besodners viel Licht im Roten und Infraroten abstrahlt:



Bei einem Fischaugenobjektiv, das die ganze Himmelshälfte aufnimmt, können Gelatinefilter in eine Schublade hinter dem Objektiv eingebracht werden (das ist das fehlenden Filterstück im Bild des letzten Blogs, zur besseren Erkennbarkeit hier nur halb eingeschoben):


Da bereits im nahen Infrarot die Durchlässigkeit der Atmosphäre stark durch den Wasserdampfgehalt beeinflusst wird, zeigen diese Bilder deutlicher als Bilder im sichtbaren Spektralbereich, ob die Atmosphäre viel Wasserdampf enthält. Vergleichsbilder (links sichtbarer Bereich, rechts Infrarot) von Harz, Chelmos (Griechenland) und Rhön (von oben nach unten)







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen