Sonntag, 4. Juni 2017

Der wirklich erste Flug

Beim "Mission Briefing", der letzten Besprechung aller Beteiligten (Mission Director, Piloten, Teleskopoperateure, Astronomen, Meteorologe, Security), am Mittwoch, 24.5., ist noch nicht klar, ob der Flug starten kann. Es gibt Probleme mit der Klimatisierung im Teleskopraum, was bei Start oder Landung zu Kondensationen am Teleskop führen könnte. Es wird bis zur letzten Sekunde gearbeitet und dann kommt das GO: es kann losgehen!

Die Flugroute ist durch die Auswahl der Beobachtungsobjekte vorgegeben, ich habe die Route mit dem GPS eines Smartphones aufgezeichnet und konnte mit der Software OSMAnd verfolgen, wo sich das Flugzeug grade befindet, auf diese Weise war es möglich, interessante Orte auf dem Erdboden zu identifizieren. Überlagert wurde die Flugroute dem NASA-Overlay "Stadtlichter" in GoogleEarth:



Die Buchstaben entsprechen den Beobachtungsobjekten (s.u.)

An der EPO (Education and Public Outreach) Konsole können wir die Funktionen des Teleskops verfolgen.
Foto: Antje Lischke-Weis

Gespannt warten wir darauf, dass die Höhe erreicht wird, in der der Verschluss für das Teleskop geöffnet wird. Bald können wir verfolgen, wie das Teleskop versucht, die ersten Sterne einzustellen. Durch die Fahrbewegung des Teleskops erscheinen die Sterne als Striche. Es gibt 3 Guider Cameras, die Bilder im optischen Spektralbereich erzeugen und zum Einstellen genutzt werden: Die Weitfeldkamera (WFI) hat ein 6° großes Feld, die mittlere (FFI) ein etwa 1° großes Feld (etwa doppelter Monddurchmesser), beide sind vorne am Teleskop angebracht. Die dritte Kamera (FPI) sitzt im Cassegrain-Fokus des Teleskops und hat etwa 9' Bildfeld. Es war gut, dass ich infrarote und optische Aufsuchkarten der Beobachtungsobjekte mit SIMBAD und Aladinlite erstellt hatte, damit konnten wir die Objekte dann wirklich identifizieren, teilweise sogar mit der Android-App SkySafariPlus. Einige der Infrarot-Objekte waren ja im Optischen nicht zu sehen.




Die Beobachtungsobjekte

Zur Justage und Kalibrierung des EXES-Spektrographen wurden zunächst die hellen Sterne delta Aur (A) und alpha UMi (B), der Polarstern, eingestellt. Dann wurde der Kleinplanet 9 Metis im Sternbild Löwe beobachtet (C), wofür bis nach Kanada im Norden geflogen werden musste, denn der Löwe stand im Westen und das Teleskop kann nur in der Flugrichtung links beobachten. Auf dem Rückweg nach Süden wurde dann der Planetarische Nebel NGC 6886 (D) im Sternbild Pfeil im Osten beobachtet. Die Wissenschaftlerin Harriet Dinerstein von der University of Texas, Austin, will mit Infrarotlinien der Elemente Fluor und Natrium die Entstehung dieser Elemente in Sternen geringer Masse untersuchen. Das Bild vom Sternbild Pfeil (gekennzeichnet durch Verbindungslinien) gelang mir ein paar Tage später im Joshua Tree Nationalpark, der bekannte Hantelnebel M27 (Messier 27), ebenfalls ein Planetarischer Nebel ist als grüner Fleck zu erkennen, während NGC 6886 zu klein und schwach ist:



Das Hubble-Weltraumteleskop hatte davon bereits eine gute Aufnahme im Optischen aufgenommen:




Auf dem Flug nach Westen konnte dann im Süden der hellste Stern im Skorpion, Antares, beobachtet werden (E). Graham Harper von der Univ. Colorado in Boulder. Antares ist ein Riesenstern, der durch stellaren Winde Masse verliert, dieser Massenverlust soll an infraroten verbotenen Linien des Eisens und Schwefels untersucht werden. Das Bild vom Sternfeld um Antares (Pfeil) mit rot leuchtenden Gasnebeln und blauen Reflexionsnebeln ("eine der buntesten Regionen am Himmel") gelang mir ebenfalls ein paar Tage später im Joshua Tree Nationalpark:



Dann wurde von Alexander Tilens von der Univ. Leiden noch das Gas um den massiven Protosterns AFGL 2136 im Sternbild Schild.untersucht (F), während die abschließende Beobachtung der Galaxie M82 (G) stark verkürzt werden musste. Allerdings war die Galaxie mit starker Sternentstehung auf dem FPI gut zu erkennen:




Der Astronom Matt Richter von der University of California in Davis, der EXES entwickelt hatte und die Beobachtungen machte, zeigte und erläuterte uns einige der ersten Ergebnisse, doch die dürfen vor einer endgültigen wissenschaftlichen Auswertung und Publikation nicht veröffentlicht werden.  


Eigene Projekte

Während der Beobachtungen versuchte ich Fulldome-Aufnahmen für das Planetarium zu machen, wobei einige "Tieflagen" notwendig waren:



Foto: Antje Lischke-Weis

Städte bei Nacht


Besonders reizvoll war für mich natürlich der Blick auf die Städte bei Nacht, um die Lichtverschmutzung dokumentieren zu können, vor allem, da ich einige davon vor 3 Jahren besucht hatte. Die Aufnahmen wurden mit einer Canon 700D mit Objektiv 1:1.4/30mm mit unterschiedlichen hohen Empfindlichkeiten und langen Belichtungszeiten aufgenommen. Dabei ist es sehr schwierig, länger belichtete Aufnahme zu erzeugen, die nicht verwackelt (vor allem durch die Flugzeugbewegung) sind. Und das bei einer Aufnahmebrennweite von nur 3 cm. Daran lässt sich ermessen, wie gut die Steuerung des SOFIA-Teleskops mit 49 m Brennweite ist! Und es wird auch klar, warum viele der Nachtaufnahmen, die die Astronauten von der ISS aufgenommen haben nicht ganz scharf sind:

Hier ein Blick von Westen auf Denver, wobei etwas abgesetzt der Flughafen auffällt:

Hier ein Blick von Westen auf Colorado Springs

Weiter ging der Flug in westlicher Richtung südlich an Los Alamos (links) und Santa Fe (rechts) vorbei

Richtung Süden konnte man nun gut auf das Sternbild Skorpion blicken

und dann war im Hintergrund (in 300 km Entfernung!) Las Vegas mit seiner Lichtglocke zu sehen, die Städte im Vordergrund sind vorne Cedar City, dahinter St. George

Und schließlich noch mal ein Blick auf das Milchstraßenzentrum (2 Sekunden belichtet bei ISO 12600 und 1:1.4 Öffnungsverhältnis)

Die Landung konnten wir dann noch bei den Piloten un dem Bordingenieur im Cockpit miterleben - ein ziemlich beengter Arbeitsplatz...

Damit endete die erste Nacht, 10 spannende Stunden waren wie im Fluge vergangen - anders wie die langen Transatlantikflüge...

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